Im ersten Jahr unserer Akkreditierung für das neue Erasmus+ Programm haben wir vom Gymnasium Brake uns viel durch Europa bewegt und neue Freunde gefunden. Die Fördersumme von etwa 24.000 Euro ermöglichte uns spannende Austauschfahrten:
Den Auftakt bildete bereits in den Sommerferien im August 2023 im Rahmen der neuen Städtepartnerschaft zwischen Brake und Darlowo eine Reise der Schulleiterin Frau Warns und der Geschichtslehrerin Frau Grafe nach Darlowo in Polen. Sie sahen sich zusammen mit den polnischen Partnern vor Ort um und loteten Möglichkeiten aus, um die Projektthemen Nachhaltigkeit, Demokratie und Erinnerungskultur zukünftig mit Schüler*innen beider Länder anzugehen. Der Orientierungsbesuch an der polnischen Ostseeküste war für das Gymnasium ein voller Erfolg. Um die Erasmus+ Partnerschaft weiter zu konkretisieren und zukünftige Projektarbeit vorzubereiten, fanden im Winter 2023 / 24 weitere Treffen von Lehrkräften aus Polen und Brake an der Zespol Szol Morskich Darlowo und am Gymnasium Brake statt. Eine Gruppe Neuntklässler*innen wird sich im Herbst 2024 für eine Woche nach Darlowo aufmachen und im Laufe des nächsten Schuljahres Gäste aus Polen empfangen.
Sevilla in Spanien
Im Herbst 2023 ging es für 10 Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs mit Frau Focke und Frau Wekenmann nach Sevilla in Andalusien. Sie bekamen während ihres Aufenthaltes bei spanischen Gastfamilien einen eindrucksvollen Einblick in den Alltag und genossen die Gastfreundlichkeit, die ihnen entgegengebracht wurde. Unsere Partnerschule, die I.E.S: Punta Del Verde, die nahe am Fluss Guadalquivir liegt, bietet neben einem allgemeinbildenden Schulzweig auch Unterricht in berufsbildenden Zweigen, so dass Berufsorientierung und Digitalisierung ein Schwerpunkt der Projektarbeit waren. Natürlich tauchten alle aber auch in die andalusische Kultur mit ihrem maurischen Erbe in Sevilla und anderen Städten Andalusiens ein. In einem selbstgemachten Sprachkursus brachten sich die Schüler*innen gegenseitig einige nützliche spanische und deutsche Phrasen bei und hatten dabei sichtlich sehr viel Spaß. Der Gegenbesuch der spanischen Gruppe im März 2024 in Brake gab uns Gelegenheit, den Spaniern unsere maritime Lebensweise näher zu bringen und unsere norddeutsche Gastfreundlichkeit unter Beweis zu stellen. Nachdenklich wurden die Gäste angesichts unserer üppigen, von sattem Grün geprägten Landschaft. Die sich zunehmend verschlimmernde Wasserknappheit und lange Dürreperioden in Andalusien stehen in krassem Gegensatz zur Wesermarsch.
Emma berichtet: “Am 04.11.2023 ging es für mich und neun andere Schüler/-innen sowie zwei Lehrerinnen nach Sevilla. Bevor es zu diesem Schritt kam, hatten wir eine wochenlange Vorbereitungszeit, während der ich mir die Frage stellte, ob ich mit an dem Austausch teilnehmen möchte. Diese Frage mit einem „Nein“ zu beantworten, stand für mich persönlich nicht zur Debatte. Ich war schon lange im Vorhinein sehr interessiert an einem Austausch, und als ich nun von einem Erasmus+-Projekt hörte, das es mir ermöglichte, knapp eine Woche in einem spanischen Haushalt zu wohnen, war ich sehr begeistert. Auch mal außerhalb seiner gewohnten Umgebung zu leben und zu lernen war eine große Chance. Natürlich traten aber auch Zweifel auf, je näher der Termin kam. „Werde ich mich wohlfühlen?“, war wohl die größte Sorge, die ich vor meiner Reise hatte. Diese stand in Zusammenhang mit alltäglichen Routinen, die dort nicht stattfinden, dem Gefühl von Heimweh und dem Vermissen der Familie und anderen kleinen Bedenken, die mich zum Glück aber nicht von der Reise abhielten.
Im Nachhinein kann ich nur von positiven Erfahrungen sprechen. Die Familie dort, die mich aufnahm, hat sich in der Zeit so liebevoll um mich gekümmert, dass bei der ersten Verabschiedung ein paar Tränchen beiderseits rollten. Auch das Essen, neue Orte, neues Wissen, verschiedene Traditionen und die neuen Menschen sind Erinnerungen, die einem ewig bleiben. Zudem habe ich für mich selbst auch aus dem Projekt gelernt. Selbst wenn Menschen aus zwei verschiedenen Ecken Europas kommen, können sie sich auf Anhieb verstehen und eine Bindung aufbauen. Unterschiede sind wichtig, machen uns aus und bedeuten nicht, dass wir Menschen deswegen nicht miteinander auskommen können und keine Freundschaften bilden können. Seine eigenen Merkmale und Traditionen sollte man anderen Menschen mit Freude zeigen und sie mit einbinden. Der Austausch hat mich in vielerlei Hinsicht sehr weitergebracht. Allein wenn man meine vorherige Angst vor Heimweh betrachtet und ich mich nun auch traue für einen längeren Zeitraum ins Ausland zu gehen: die Freude auf einen nächsten Aufenthalt ist nun umso größer. Es sind Freundschaften entstanden, die hoffentlich ein ganzes Leben lang halten, da der Kontakt in andere Länder eine sehr wertvolle Sache ist. Abgesehen von den genannten Punkten, hat sich ebenfalls etwas an meiner Sichtweise zu Europa geändert. Zuvor habe ich Europa zwar als ein wichtiges Bündnis wahrgenommen, jedoch ist oftmals untergegangen, welche Vorteile dieses Bündnis mit sich bringt, bevor ich es selbst erlebt habe. Seit meinen Erfahrungen in Spanien schätze ich dies um so mehr und erhoffe mir einen langen Erhalt.“
Angelina erinnert: „Als ich von dem Schulprojekt “Erasmus” gehört habe war mir von Anfang an klar, dass ich auf jeden Fall diese Erfahrung machen möchte, da ich es liebe, neue Bekanntschaften zu machen und ich einfach mal den vielfältigen Alltag in anderen Ländern kennenlernen wollte. Vor dem Austausch mit den Spaniern hatte ich eigentlich keine Angst vor Heimweh oder vor dem Verhalten der Familie. Von Anfang an war mir klar, dass jede Erfahrung, die ich dort mache, für immer unvergesslich sein würden und ich mich nicht durch Vorurteile davon abbringen lassen sollte . Meine einzige Befürchtung war das Essen…Obwohl ich wusste wie lecker Spanische Küche ist, hatte ich etwas Angst, ob mir das Essen von Zuhause fehlen wird. Dies war jedoch unbegründete Angst! Das Essen in meiner Gastfamilie war sehr sehr lecker (, sodass ich angefangen habe, ihre Guacamole danach Zuhause selber zu machen).
Ich habe meine Gastfamilie als auch meine Austauschschülerin in dieser einen Woche sehr in mein Herz geschlossen. Wir haben sowohl in Spanien als auch in Brake viel erlebt! (obwohl es nur 5-7 Tage waren)
Rückblickend betrachtet fand ich jedoch den Besuch in Spanien besser als der im März hier in Brake, da ich gemerkt hab, dass die Spanier in ihrem Land viel aufgeschlossener waren. Als sie in Brake waren, waren sie eher in ihren kleinen Erasmus Gruppen und man hatte in der begrenzten Zeit leider keine Chance die Gruppe wieder zu mischen (also Deutsche- und Spanische Schüler) und offener zu machen. Trotzdem bin ich froh so eine tolle Erfahrung gemacht zu haben, da ich gemerkt habe wie wichtig es ist auch Bekanntschaften aus aller Welt mitzunehmen und offen damit umzugehen. Mir war von Anfang an klar, dass man mit einer offenen Einstellung in das Projekt Erasmus reingehen sollte, jedoch war mir nicht bewusst, wie sehr mich das weitergebracht hat. Ich habe sowohl neue Kulturen als auch neue Persönlichkeiten mit verschiedenen Ansichten kennengelernt. Ich habe nicht nur neue Freunde in Spanien gefunden, ich habe auch neue Leute in meiner Erasmus Gruppe kennengelernt, die ich voher kaum kannte und nun gute Freunde von mir geworden sind. Insgesamt finde ich es gut, dass Europa uns solch eine Erfahrung ermöglicht hat. Vorher war mir nicht bewusst wie wichtig es eigentlich ist, andere Bekanntschaften aus aller Welt zu haben und auch andere Kulturen aus anderen Ländern kennenzulernen. Dies wurde mir aber dank Europa deutlich. Es ist die Erfahrung Wert, denn Erasmus bietet einem neue Bekanntschaften zu machen sowie etwas mehr über die Welt und ihre Vielfalt zu lernen. Vielen Dank Erasmus für diese prägende und unvergessliche Erfahrung. “
Illuka in Estland
Anfang Oktober 2023 reiste eine Gruppe Neuntklässler*innen zusammen mit Frau Fricke und Frau Pahlke nach Estland, wo uns in dieser Jahreszeit bereits ein wenig Schnee erwartete. Die lange Anreise erlaubte uns einen kurzen Zwischenstopp in Tallinn an der estnischen Ostseeküste, wo uns die Modernität und das kulturelle Erbe der ehemaligen Hansestadt sehr beeindruckte. Nach der Weiterreise nach Illuka, im Landesinneren des östlichsten Staates der EU gelegen, wurden wir sehr herzlich von unseren Partnern in Empfang genommen und kulinarisch eine Woche lang nach allen Regeln der estnischen Kochkunst verwöhnt. Regionalität und Nachhaltigkeit stehen in Estland hoch im Kurs, so dass wir in der Küche unserer Partnerschule, der Illuka Kool, die in einem ehemaligen deutschen Herrenhaus untergebracht ist, einen Kochkurs mit Produkten aus dem Schulgarten absolvierten. Diese mussten selbstverständlich vorher von uns geerntet werden. Wir setzten uns in dieser Woche nicht nur mit typisch estnischen Traditionen auseinander (Tanz, Folklore, Speisen), sondern bekamen auch einen prägenden Einblick in den Umgang des jungen baltischen Staates mit dem Erbe aus Sowjetzeiten. Als Beispiele dafür erwanderten wir ein renaturiertes ehemaliges sowjetisches Bergwerksgebiet und besuchten ein christlich-orthodoxes Kloster. Nach der langen Corona-Zeit mit den Kontaktbeschränkungen, die uns allen noch gut im Gedächtnis sind, war es zunächst nicht für alle Reiseteilnehmer*innen leicht, sich auf das Abenteuer „Wohnen bei einer estnischen Gastfamilie“ einzulassen. Aber schon schnell wurden Freundschaften geschlossen, so dass sich das Durchhalten wirklich gelohnt hat. Auf dem Gegenbesuch der Esten im Mai 2024 in Brake präsentierten wir stolz unser Gymnasium, das etwa fünfmal so viele Schüler*innen beschult wie die kleine Illuka Kool, und unsere Wesermarsch nebst Bremen, Bremerhaven und Oldenburg. Bestehende Freundschaften wurden vertieft, und die Tränen zum Abschied am Bremer Hauptbahnhof zeugten davon, dass sich die estnischen Schüler*innen in den Braker und Elsflether Gastfamilien sehr wohlgefühlt hatten. Deshalb noch einmal ein freundliches „Tere!“ und „Bis bald!“ an unsere Partner in Estland.
Laila berichtet: „Estland ist ein Land mit sehr viel Natur, dies wird auch an der Schule von Illuka deutlich. Sie haben einen eigenen Schulwald und pflanzen Kräuter, Kürbisse, Karotten und vieles mehr an. Die Menschen dort sind uns gegenüber sehr freundlich und offen gewesen. Auf jeden Fall hat man dort Freundschaften fürs Leben geknüpft. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte.“
Lourdes in Frankreich
Im Rahmen des Erasmus+ Programms gibt es auch Raum für Hospitationsbesuche von Lehrkräften an Schulen der Programmstaaten. So konnten Frau Akkermann, Frau Focke und Frau Wekenmann eine lehrreiche Woche am Lycée Serre de Sarsan in Lourdes verbringen und Einsicht in die Lehrmethoden und den bilingualen Unterricht an einer französischen Schule erhalten.
Ausblick auf 2024 / 25
Auch im kommenden Schuljahr wollen wir zusammen mit Partnern aus Europa weiterhin an unseren Erasmus-Schwerpunktthemen arbeiten: Berufs- und Studienorientierung und Digitalisierung, Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit, Leben und Lernen in Vielfalt und Demokratie, Erweiterung der Fremdsprachenkenntnisse.
Vorbereitungen für Fahrten nach Polen und Estland wurden schon getroffen. Frau Wekenmann knüpfte im Rahmen eines Erasmus-Kontaktseminars in München im Mai 2024 auch einige neue Kontakte, u. a. nach Tschechien und Belgien. Hier wird noch ausgelotet, ob Austauschfahrten stattfinden werden.
Neu hinzu kommen einige längere Auslandsaufenthalte einzelner Schüler*innen, die Frau Rosenbrock betreuen wird. Um sich auf diese Herausforderung einzustellen, werden diese Schüler*innen des 11. Jahrgangs zusammen mit Frau Rosenbrock im September ein vom PAD organisiertes Vorbereitungsseminar in Bonn besuchen.
Allgemeine Kommentare:
Frau Focke: „Konrad Adenauer und Charles de Gaulle versuchten 1963 den Frieden in Europa auf feste Beine zu stellen, indem sie den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag unterschrieben. Aus diesem Vertrag ist unser heutiges geeinigtes Europa erwachsen. Europa heute sind WIR ALLE und insbesondere die Jugend. Und den Frieden werden wir nur sichern, wenn wir aufeinander zugehen, uns kennen- und schätzen lernen. Deswegen ist Erasmus+ so wichtig.“
Frau Pahlke: „Europa muss weltoffen und friedlich sein. Schon Erasmus von Rotterdam, nach dem das Erasmus-Programm der EU benannt ist, vertrat ein humanistisch-kosmopolitisches Weltbild.“
Frau Grafe: „Der Nationalismus hatte im 20. Jahrhundert verheerende Auswirkungen für die Menschen in Europa. Die Entwicklung zu einem friedlichen, demokratischen und vereinten Europa seit Ende des 2. Weltkrieges ist ein Meilenstein in der europäischen Geschichte. In Zeiten, in denen die westlichen Demokratien aktuell wieder in Gefahr geraten, sollte vor allem bei jungen Menschen der europäische Gedanke thematisiert werden. Mit dem Erasmus+ Programm tragen wir an unserer Schule in intensiver und bereichernder Form dazu bei.“
Artikelnachweis: Frau Pahlke
Im ersten Jahr unserer Akkreditierung für das neue Erasmus+ Programm haben wir vom Gymnasium Brake uns viel durch Europa bewegt und neue Freunde gefunden. Die Fördersumme von etwa 24.000 Euro ermöglichte uns spannende Austauschfahrten:
Den Auftakt bildete bereits in den Sommerferien im August 2023 im Rahmen der neuen Städtepartnerschaft zwischen Brake und Darlowo eine Reise der Schulleiterin Frau Warns und der Geschichtslehrerin Frau Grafe nach Darlowo in Polen. Sie sahen sich zusammen mit den polnischen Partnern vor Ort um und loteten Möglichkeiten aus, um die Projektthemen Nachhaltigkeit, Demokratie und Erinnerungskultur zukünftig mit Schüler*innen beider Länder anzugehen. Der Orientierungsbesuch an der polnischen Ostseeküste war für das Gymnasium ein voller Erfolg. Um die Erasmus+ Partnerschaft weiter zu konkretisieren und zukünftige Projektarbeit vorzubereiten, fanden im Winter 2023 / 24 weitere Treffen von Lehrkräften aus Polen und Brake an der Zespol Szol Morskich Darlowo und am Gymnasium Brake statt. Eine Gruppe Neuntklässler*innen wird sich im Herbst 2024 für eine Woche nach Darlowo aufmachen und im Laufe des nächsten Schuljahres Gäste aus Polen empfangen.
Sevilla in Spanien
Im Herbst 2023 ging es für 10 Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs mit Frau Focke und Frau Wekenmann nach Sevilla in Andalusien. Sie bekamen während ihres Aufenthaltes bei spanischen Gastfamilien einen eindrucksvollen Einblick in den Alltag und genossen die Gastfreundlichkeit, die ihnen entgegengebracht wurde. Unsere Partnerschule, die I.E.S: Punta Del Verde, die nahe am Fluss Guadalquivir liegt, bietet neben einem allgemeinbildenden Schulzweig auch Unterricht in berufsbildenden Zweigen, so dass Berufsorientierung und Digitalisierung ein Schwerpunkt der Projektarbeit waren. Natürlich tauchten alle aber auch in die andalusische Kultur mit ihrem maurischen Erbe in Sevilla und anderen Städten Andalusiens ein. In einem selbstgemachten Sprachkursus brachten sich die Schüler*innen gegenseitig einige nützliche spanische und deutsche Phrasen bei und hatten dabei sichtlich sehr viel Spaß. Der Gegenbesuch der spanischen Gruppe im März 2024 in Brake gab uns Gelegenheit, den Spaniern unsere maritime Lebensweise näher zu bringen und unsere norddeutsche Gastfreundlichkeit unter Beweis zu stellen. Nachdenklich wurden die Gäste angesichts unserer üppigen, von sattem Grün geprägten Landschaft. Die sich zunehmend verschlimmernde Wasserknappheit und lange Dürreperioden in Andalusien stehen in krassem Gegensatz zur Wesermarsch.
Emma berichtet: “Am 04.11.2023 ging es für mich und neun andere Schüler/-innen sowie zwei Lehrerinnen nach Sevilla. Bevor es zu diesem Schritt kam, hatten wir eine wochenlange Vorbereitungszeit, während der ich mir die Frage stellte, ob ich mit an dem Austausch teilnehmen möchte. Diese Frage mit einem „Nein“ zu beantworten, stand für mich persönlich nicht zur Debatte. Ich war schon lange im Vorhinein sehr interessiert an einem Austausch, und als ich nun von einem Erasmus+-Projekt hörte, das es mir ermöglichte, knapp eine Woche in einem spanischen Haushalt zu wohnen, war ich sehr begeistert. Auch mal außerhalb seiner gewohnten Umgebung zu leben und zu lernen war eine große Chance. Natürlich traten aber auch Zweifel auf, je näher der Termin kam. „Werde ich mich wohlfühlen?“, war wohl die größte Sorge, die ich vor meiner Reise hatte. Diese stand in Zusammenhang mit alltäglichen Routinen, die dort nicht stattfinden, dem Gefühl von Heimweh und dem Vermissen der Familie und anderen kleinen Bedenken, die mich zum Glück aber nicht von der Reise abhielten.
Im Nachhinein kann ich nur von positiven Erfahrungen sprechen. Die Familie dort, die mich aufnahm, hat sich in der Zeit so liebevoll um mich gekümmert, dass bei der ersten Verabschiedung ein paar Tränchen beiderseits rollten. Auch das Essen, neue Orte, neues Wissen, verschiedene Traditionen und die neuen Menschen sind Erinnerungen, die einem ewig bleiben. Zudem habe ich für mich selbst auch aus dem Projekt gelernt. Selbst wenn Menschen aus zwei verschiedenen Ecken Europas kommen, können sie sich auf Anhieb verstehen und eine Bindung aufbauen. Unterschiede sind wichtig, machen uns aus und bedeuten nicht, dass wir Menschen deswegen nicht miteinander auskommen können und keine Freundschaften bilden können. Seine eigenen Merkmale und Traditionen sollte man anderen Menschen mit Freude zeigen und sie mit einbinden. Der Austausch hat mich in vielerlei Hinsicht sehr weitergebracht. Allein wenn man meine vorherige Angst vor Heimweh betrachtet und ich mich nun auch traue für einen längeren Zeitraum ins Ausland zu gehen: die Freude auf einen nächsten Aufenthalt ist nun umso größer. Es sind Freundschaften entstanden, die hoffentlich ein ganzes Leben lang halten, da der Kontakt in andere Länder eine sehr wertvolle Sache ist. Abgesehen von den genannten Punkten, hat sich ebenfalls etwas an meiner Sichtweise zu Europa geändert. Zuvor habe ich Europa zwar als ein wichtiges Bündnis wahrgenommen, jedoch ist oftmals untergegangen, welche Vorteile dieses Bündnis mit sich bringt, bevor ich es selbst erlebt habe. Seit meinen Erfahrungen in Spanien schätze ich dies um so mehr und erhoffe mir einen langen Erhalt.“
Angelina erinnert: „Als ich von dem Schulprojekt “Erasmus” gehört habe war mir von Anfang an klar, dass ich auf jeden Fall diese Erfahrung machen möchte, da ich es liebe, neue Bekanntschaften zu machen und ich einfach mal den vielfältigen Alltag in anderen Ländern kennenlernen wollte. Vor dem Austausch mit den Spaniern hatte ich eigentlich keine Angst vor Heimweh oder vor dem Verhalten der Familie. Von Anfang an war mir klar, dass jede Erfahrung, die ich dort mache, für immer unvergesslich sein würden und ich mich nicht durch Vorurteile davon abbringen lassen sollte . Meine einzige Befürchtung war das Essen…Obwohl ich wusste wie lecker Spanische Küche ist, hatte ich etwas Angst, ob mir das Essen von Zuhause fehlen wird. Dies war jedoch unbegründete Angst! Das Essen in meiner Gastfamilie war sehr sehr lecker (, sodass ich angefangen habe, ihre Guacamole danach Zuhause selber zu machen).
Ich habe meine Gastfamilie als auch meine Austauschschülerin in dieser einen Woche sehr in mein Herz geschlossen. Wir haben sowohl in Spanien als auch in Brake viel erlebt! (obwohl es nur 5-7 Tage waren)
Rückblickend betrachtet fand ich jedoch den Besuch in Spanien besser als der im März hier in Brake, da ich gemerkt hab, dass die Spanier in ihrem Land viel aufgeschlossener waren. Als sie in Brake waren, waren sie eher in ihren kleinen Erasmus Gruppen und man hatte in der begrenzten Zeit leider keine Chance die Gruppe wieder zu mischen (also Deutsche- und Spanische Schüler) und offener zu machen. Trotzdem bin ich froh so eine tolle Erfahrung gemacht zu haben, da ich gemerkt habe wie wichtig es ist auch Bekanntschaften aus aller Welt mitzunehmen und offen damit umzugehen. Mir war von Anfang an klar, dass man mit einer offenen Einstellung in das Projekt Erasmus reingehen sollte, jedoch war mir nicht bewusst, wie sehr mich das weitergebracht hat. Ich habe sowohl neue Kulturen als auch neue Persönlichkeiten mit verschiedenen Ansichten kennengelernt. Ich habe nicht nur neue Freunde in Spanien gefunden, ich habe auch neue Leute in meiner Erasmus Gruppe kennengelernt, die ich voher kaum kannte und nun gute Freunde von mir geworden sind. Insgesamt finde ich es gut, dass Europa uns solch eine Erfahrung ermöglicht hat. Vorher war mir nicht bewusst wie wichtig es eigentlich ist, andere Bekanntschaften aus aller Welt zu haben und auch andere Kulturen aus anderen Ländern kennenzulernen. Dies wurde mir aber dank Europa deutlich. Es ist die Erfahrung Wert, denn Erasmus bietet einem neue Bekanntschaften zu machen sowie etwas mehr über die Welt und ihre Vielfalt zu lernen. Vielen Dank Erasmus für diese prägende und unvergessliche Erfahrung. “
Illuka in Estland
Anfang Oktober 2023 reiste eine Gruppe Neuntklässler*innen zusammen mit Frau Fricke und Frau Pahlke nach Estland, wo uns in dieser Jahreszeit bereits ein wenig Schnee erwartete. Die lange Anreise erlaubte uns einen kurzen Zwischenstopp in Tallinn an der estnischen Ostseeküste, wo uns die Modernität und das kulturelle Erbe der ehemaligen Hansestadt sehr beeindruckte. Nach der Weiterreise nach Illuka, im Landesinneren des östlichsten Staates der EU gelegen, wurden wir sehr herzlich von unseren Partnern in Empfang genommen und kulinarisch eine Woche lang nach allen Regeln der estnischen Kochkunst verwöhnt. Regionalität und Nachhaltigkeit stehen in Estland hoch im Kurs, so dass wir in der Küche unserer Partnerschule, der Illuka Kool, die in einem ehemaligen deutschen Herrenhaus untergebracht ist, einen Kochkurs mit Produkten aus dem Schulgarten absolvierten. Diese mussten selbstverständlich vorher von uns geerntet werden. Wir setzten uns in dieser Woche nicht nur mit typisch estnischen Traditionen auseinander (Tanz, Folklore, Speisen), sondern bekamen auch einen prägenden Einblick in den Umgang des jungen baltischen Staates mit dem Erbe aus Sowjetzeiten. Als Beispiele dafür erwanderten wir ein renaturiertes ehemaliges sowjetisches Bergwerksgebiet und besuchten ein christlich-orthodoxes Kloster. Nach der langen Corona-Zeit mit den Kontaktbeschränkungen, die uns allen noch gut im Gedächtnis sind, war es zunächst nicht für alle Reiseteilnehmer*innen leicht, sich auf das Abenteuer „Wohnen bei einer estnischen Gastfamilie“ einzulassen. Aber schon schnell wurden Freundschaften geschlossen, so dass sich das Durchhalten wirklich gelohnt hat. Auf dem Gegenbesuch der Esten im Mai 2024 in Brake präsentierten wir stolz unser Gymnasium, das etwa fünfmal so viele Schüler*innen beschult wie die kleine Illuka Kool, und unsere Wesermarsch nebst Bremen, Bremerhaven und Oldenburg. Bestehende Freundschaften wurden vertieft, und die Tränen zum Abschied am Bremer Hauptbahnhof zeugten davon, dass sich die estnischen Schüler*innen in den Braker und Elsflether Gastfamilien sehr wohlgefühlt hatten. Deshalb noch einmal ein freundliches „Tere!“ und „Bis bald!“ an unsere Partner in Estland.
Laila berichtet: „Estland ist ein Land mit sehr viel Natur, dies wird auch an der Schule von Illuka deutlich. Sie haben einen eigenen Schulwald und pflanzen Kräuter, Kürbisse, Karotten und vieles mehr an. Die Menschen dort sind uns gegenüber sehr freundlich und offen gewesen. Auf jeden Fall hat man dort Freundschaften fürs Leben geknüpft. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte.“
Lourdes in Frankreich
Im Rahmen des Erasmus+ Programms gibt es auch Raum für Hospitationsbesuche von Lehrkräften an Schulen der Programmstaaten. So konnten Frau Akkermann, Frau Focke und Frau Wekenmann eine lehrreiche Woche am Lycée Serre de Sarsan in Lourdes verbringen und Einsicht in die Lehrmethoden und den bilingualen Unterricht an einer französischen Schule erhalten.
Ausblick auf 2024 / 25
Auch im kommenden Schuljahr wollen wir zusammen mit Partnern aus Europa weiterhin an unseren Erasmus-Schwerpunktthemen arbeiten: Berufs- und Studienorientierung und Digitalisierung, Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit, Leben und Lernen in Vielfalt und Demokratie, Erweiterung der Fremdsprachenkenntnisse.
Vorbereitungen für Fahrten nach Polen und Estland wurden schon getroffen. Frau Wekenmann knüpfte im Rahmen eines Erasmus-Kontaktseminars in München im Mai 2024 auch einige neue Kontakte, u. a. nach Tschechien und Belgien. Hier wird noch ausgelotet, ob Austauschfahrten stattfinden werden.
Neu hinzu kommen einige längere Auslandsaufenthalte einzelner Schüler*innen, die Frau Rosenbrock betreuen wird. Um sich auf diese Herausforderung einzustellen, werden diese Schüler*innen des 11. Jahrgangs zusammen mit Frau Rosenbrock im September ein vom PAD organisiertes Vorbereitungsseminar in Bonn besuchen.
Allgemeine Kommentare:
Frau Focke: „Konrad Adenauer und Charles de Gaulle versuchten 1963 den Frieden in Europa auf feste Beine zu stellen, indem sie den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag unterschrieben. Aus diesem Vertrag ist unser heutiges geeinigtes Europa erwachsen. Europa heute sind WIR ALLE und insbesondere die Jugend. Und den Frieden werden wir nur sichern, wenn wir aufeinander zugehen, uns kennen- und schätzen lernen. Deswegen ist Erasmus+ so wichtig.“
Frau Pahlke: „Europa muss weltoffen und friedlich sein. Schon Erasmus von Rotterdam, nach dem das Erasmus-Programm der EU benannt ist, vertrat ein humanistisch-kosmopolitisches Weltbild.“
Frau Grafe: „Der Nationalismus hatte im 20. Jahrhundert verheerende Auswirkungen für die Menschen in Europa. Die Entwicklung zu einem friedlichen, demokratischen und vereinten Europa seit Ende des 2. Weltkrieges ist ein Meilenstein in der europäischen Geschichte. In Zeiten, in denen die westlichen Demokratien aktuell wieder in Gefahr geraten, sollte vor allem bei jungen Menschen der europäische Gedanke thematisiert werden. Mit dem Erasmus+ Programm tragen wir an unserer Schule in intensiver und bereichernder Form dazu bei.“
Artikelnachweis: Frau Pahlke