Bereits der Titel lässt erahnen, dass Jane Austens Klassiker der Literatur in einem völlig neuen Gewand zum Leben erweckt wird. „Stolz und Vorurteil* (*oder so)“ entfaltet sich im Staatstheater zu einem Spektakel, das mit konventionellen Gepflogenheiten bricht, den Turbo einschaltet und das Publikum in einen Strudel aus plumpem Humor und Chaos katapultiert.
Fünf Schauspielerinnen, die in rasanter Folge zwischen 18 verschiedenen Rollen wechseln, erzählen den bekannten Roman aus einer neuen Perspektive: den Augen der Dienstmädchen. Dabei verwandelt sich das ausschließlich weibliche Ensemble in eine den klassischen Rollenbildern trotzende Girlgroup: frech, schrill, und mit einer Energie, die Funken schlägt. Sie tanzen anstößig, singen Popsongs und bringen das Publikum mit einem Cocktail aus Slapstick, scharfsinniger Satire und provokanten Sätzen („Jungfräulichkeit ist nur ein Konzept.“) zum Schmunzeln – ein Balanceakt, der irgendwo zwischen Brillanz und Wahnsinn pendelt.
Wahnsinn ist auch, was dem Publikum an Aufmerksamkeit abverlangt wird: Mal Dienstmädchen, mal Bennet-Schwestern, mal der wortkarge Mr. Darcy. Der Wechsel der Kostüme direkt auf der Bühne entpuppt sich als ein choreografiertes Chaos, das uns einerseits staunen, andererseits den Kopf schwirren ließ. War das nun Jane? Oder doch Mrs. Bennet? Ein Spiel, das ebenso amüsant wie (über-)fordernd war.
Wer den Plot immer noch nicht ganz erfasst hat: Die Bennet-Schwestern sind verzweifelt – oder zumindest ihre Mutter. Sie sucht händeringend nach einem Ausweg aus der finanziellen Misere, denn ihre fünf Töchter sind allesamt unverheiratet und benötigen wohlhabende Ehemänner, bevor durch den drohenden Tod des Vaters und der frauenfeindlichen Erbfolge jeglicher Besitz der Familie an einen entfernten männlichen Cousin fällt. Als der reiche Mr. Bingley auftaucht und einen Ball veranstaltet, wittert Mrs. Bennet die Rettung und zieht alle Register, um wenigstens eines ihrer Mädchen unter die Haube zu bringen. Doch Stolz und Vorurteile werden zu unversöhnlichen Polen und der überwiegende Wunsch nach Selbstbestimmtheit einiger Töchter macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Besonders gruselig wird es, als der schmierige Pfarrer Collins („Zähne in der Farbe von Fußleisten“) sich auf Elizabeth versteift, kann diese ihren Ekel kaum kaschieren und ist dann völlig entsetzt, als ihre Freundin Charlotte diesen Ekel ignoriert, um die finanzielle Absicherung zu erreichen, und sich mit Cillins vermählt.
Verkleidet als neumodern-komödiantische Adaption eines Klassikers, beobachtet das Publikum nicht nur eine Hommage an weibliche Selbstbestimmung, sondern auch eine Persiflage auf patriarchale Abhängigkeiten („Alte Jungern brauchen doch kein Vermögen, um sich einzuheizen. Hitzewallungen tun es doch auch.“). Jugendliche Sprachspielereien, Temperament und augenzwinkernde Kommentare auf einer leuchtenden LED-Tafel symbolisieren den Bruch der altehrwürdigen Strukturen und verkörpern Emanzipation, Freiheit und Gesellschaftskritik, während sie Brechts V-Effekt eindrucksvoll umsetzen.
Dabei gingen in den Zuschauerrängen Euphorie und Erschöpfung Hand in Hand. Während wir in der ersten Hälfte noch aufmerksam der Achterbahnfahrt zwischen Tradition, Innovation, Ernsthaftigkeit und Absurdität folgten, schlich sich in der zweiten Hälfte die Müdigkeit ein.
„Endlich zu Ende!“, kommentierte die LED-Tafel über der Bühne nach dreistündiger Darbietung humorvoll. Trotz – oder gerade wegen der Länge und Komplexität des Stückes verdienen die fünf Schauspielerinnen jeden Applaus für ihre glanzvolle Leistung.
Artikelnachweis: Frau Schönberger und Amela
Bereits der Titel lässt erahnen, dass Jane Austens Klassiker der Literatur in einem völlig neuen Gewand zum Leben erweckt wird. „Stolz und Vorurteil* (*oder so)“ entfaltet sich im Staatstheater zu einem Spektakel, das mit konventionellen Gepflogenheiten bricht, den Turbo einschaltet und das Publikum in einen Strudel aus plumpem Humor und Chaos katapultiert.
Fünf Schauspielerinnen, die in rasanter Folge zwischen 18 verschiedenen Rollen wechseln, erzählen den bekannten Roman aus einer neuen Perspektive: den Augen der Dienstmädchen. Dabei verwandelt sich das ausschließlich weibliche Ensemble in eine den klassischen Rollenbildern trotzende Girlgroup: frech, schrill, und mit einer Energie, die Funken schlägt. Sie tanzen anstößig, singen Popsongs und bringen das Publikum mit einem Cocktail aus Slapstick, scharfsinniger Satire und provokanten Sätzen („Jungfräulichkeit ist nur ein Konzept.“) zum Schmunzeln – ein Balanceakt, der irgendwo zwischen Brillanz und Wahnsinn pendelt.
Wahnsinn ist auch, was dem Publikum an Aufmerksamkeit abverlangt wird: Mal Dienstmädchen, mal Bennet-Schwestern, mal der wortkarge Mr. Darcy. Der Wechsel der Kostüme direkt auf der Bühne entpuppt sich als ein choreografiertes Chaos, das uns einerseits staunen, andererseits den Kopf schwirren ließ. War das nun Jane? Oder doch Mrs. Bennet? Ein Spiel, das ebenso amüsant wie (über-)fordernd war.
Wer den Plot immer noch nicht ganz erfasst hat: Die Bennet-Schwestern sind verzweifelt – oder zumindest ihre Mutter. Sie sucht händeringend nach einem Ausweg aus der finanziellen Misere, denn ihre fünf Töchter sind allesamt unverheiratet und benötigen wohlhabende Ehemänner, bevor durch den drohenden Tod des Vaters und der frauenfeindlichen Erbfolge jeglicher Besitz der Familie an einen entfernten männlichen Cousin fällt. Als der reiche Mr. Bingley auftaucht und einen Ball veranstaltet, wittert Mrs. Bennet die Rettung und zieht alle Register, um wenigstens eines ihrer Mädchen unter die Haube zu bringen. Doch Stolz und Vorurteile werden zu unversöhnlichen Polen und der überwiegende Wunsch nach Selbstbestimmtheit einiger Töchter macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Besonders gruselig wird es, als der schmierige Pfarrer Collins („Zähne in der Farbe von Fußleisten“) sich auf Elizabeth versteift, kann diese ihren Ekel kaum kaschieren und ist dann völlig entsetzt, als ihre Freundin Charlotte diesen Ekel ignoriert, um die finanzielle Absicherung zu erreichen, und sich mit Cillins vermählt.
Verkleidet als neumodern-komödiantische Adaption eines Klassikers, beobachtet das Publikum nicht nur eine Hommage an weibliche Selbstbestimmung, sondern auch eine Persiflage auf patriarchale Abhängigkeiten („Alte Jungern brauchen doch kein Vermögen, um sich einzuheizen. Hitzewallungen tun es doch auch.“). Jugendliche Sprachspielereien, Temperament und augenzwinkernde Kommentare auf einer leuchtenden LED-Tafel symbolisieren den Bruch der altehrwürdigen Strukturen und verkörpern Emanzipation, Freiheit und Gesellschaftskritik, während sie Brechts V-Effekt eindrucksvoll umsetzen.
Dabei gingen in den Zuschauerrängen Euphorie und Erschöpfung Hand in Hand. Während wir in der ersten Hälfte noch aufmerksam der Achterbahnfahrt zwischen Tradition, Innovation, Ernsthaftigkeit und Absurdität folgten, schlich sich in der zweiten Hälfte die Müdigkeit ein.
„Endlich zu Ende!“, kommentierte die LED-Tafel über der Bühne nach dreistündiger Darbietung humorvoll. Trotz – oder gerade wegen der Länge und Komplexität des Stückes verdienen die fünf Schauspielerinnen jeden Applaus für ihre glanzvolle Leistung.
Artikelnachweis: Frau Schönberger und Amela