Ein Bericht von Rayan:
Ich bin Rayan (17) und ich mache gerade einen zweimonatigen Auslandsaufenthalt in Dänemark über das Programm Erasmus+.
Bei diesem Austausch muss man sich die Gastfamilie selbst suchen. Da mein Onkel in Dänemark wohnt, habe ich gefragt, ob ich bei ihm wohnen kann. Ich war schon einmal in Dänemark, nämlich vor ungefähr 8 Jahren. Damals ist meine Familie aus Syrien nach Europa geflüchtet und wir hatten Dänemark als Ziel, weil mein Onkel dort wohnte. Da wir aber in Deutschland zum ersten Mal registriert wurden, mussten wir nach Deutschland zurück und uns dort ein Leben aufbauen. In Dänemark haben wir insgesamt 10 Monate gelebt, ich bin damals in den Kindergarten gegangen und habe schöne Erinnerungen an dieses Land, wenngleich ich mich in Deutschland auch sehr wohl fühle.
Als sich dann die Möglichkeit bot, mit Erasmus+ noch einmal für ein paar Monate in meinem früheren Gastland zu wohnen, wusste ich, dass ich diese Chance ergreifen wollte.
Im Vorfeld waren unglaublich viele Papiere auszufüllen, denn sowohl Erasmus+, als auch die Schule in Brake mussten sich absichern, dass es mir in meinem Gastland gut gehen wird.
Am 19. Oktober bin ich dann mit dem Zug nach Kopenhagen gefahren, wo mich meine Familie abgeholt hat. In meiner Gastfamilie ist das Leben ein wenig wie zuhause. Wir sprechen arabisch, aber auch viel dänisch miteinander und mein Onkel kocht meistens syrische Gerichte wie meine Mutter auch. Aber wenn ich bei meinen Cousins eingeladen bin, dann gibt es meistens dänische Gerichte. Ich teile mir das Zimmer mit meiner Cousine (15 Jahre), die fast so alt ist wie ich. Wir wohnen in einem Vorort von Kopenhagen in einer Wohnung. Die Schule ist so nah von der Wohnung entfernt, dass ich zu Fuß dorthin gehen kann.
Ich gehe auf die Tingbjerg Skole in Brønshøj. Brønshøj ist ein Stadtteil von Kopenhagen und ungefähr 4 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Kopenhagen hat circa 700.000 Einwohner und ist eine Seehafenstadt. In Dänemark gibt es Gesamtschulen. Bis zur 9. Klasse heißt die Schule „grundskole“. Die 10. Klasse ist eine freiwillige Klassenstufe. Anschließend (also nach Klasse 9 oder 10) geht man in die Oberstufe, die 2-3 Jahre dauert. Die Oberstufe bietet drei unterschiedliche Wege, die zum Abitur führen: a) „normales“ Gymnasium (studentereksamen (stx)), b) Wirtschaftsgymnasium (merkantil studentereksamen (hhx), c) Technisches Gymnasium (teknisk studentereksamen (htx)). Das stx und das hhx beginnen mit einem 6-monatigen Basisprogramm, das htx mit einem einjährigen. Man kann auch nach zwei Jahren mit dem hf (højereforberedelseseksamen) abgehen und in eine Berufsausbildung einsteigen. Ich glaube, das Schulsystem ist unserem sehr ähnlich.
Neben meiner öffentlichen Schule gibt es in Dänemark aber auch viele Privatschulen.
Die Schülerschaft an der Tingbjerg Skole ist sehr multikulturell. Englisch lernt man von der 1. bis zur 9. Klasse verpflichtend. In den Klassen 6-9 muss man eine weitere Fremdsprache lernen und hat die Wahl zwischen Deutsch oder Französisch. Im Deutschunterricht kann ich meinen Klassenkameraden gut helfen und der Lehrer freut sich über meine Anwesenheit. Ich habe auch ein paar Mal den Unterricht übernommen. Vor ein paar Jahren sprach ich etwas dänisch, aber das ist mit der Zeit verloren gegangen. Nun kommt es langsam zurück und ich habe in dem einen Monat, den ich nun hier bin, schon gute Fortschritte gemacht. Ich muss sagen, dass es viel einfacher ist, eine Sprache zu lernen, wenn man in dem Land ist. Meine Klassenkameraden sind sehr nett zu mir und unterstützen mich. Die Schule beginnt morgens um 8 Uhr und dauert bis 14.30 Uhr. Mittags gibt es eine Mittagspause und wir essen in der Kantine, das Essen ist immer so lecker. Die Lehrer sind sehr freundlich. Der Unterricht und die Fächer sind sehr ähnlich wie in Deutschland. Allerdings gibt es hier viel mehr Gruppenarbeiten und man muss selbstständiger arbeiten. Die Schüler haben hier gerade eine ,,Examensphase“, aber ich schreibe die Prüfungen nicht mit. Jeder Schüler hat seinen eigenen Lehrplan, den er abarbeiten muss. Die Schüler arbeiten hier mit dem Laptop, den sie von der Schule erhalten. Ab der 2. Klasse bekommt jeder Schüler und jede Schülerin einen Laptop, aber darf es erst ab der 7. Klasse mit nach Hause nehmen. Die Handys werden morgens eingesammelt und in eine Kiste gelegt. Die Kiste landet dann in einem Schrank, der verschlossen wird und nur die Lehrer haben dafür einen Schlüssel. Am Ende des Tages werden die Handys dann wieder ausgegeben.
Die Tingbjerg Skole legt einen sehr großen Wert auf Umweltfreundlichkeit. Einmal im Jahr engagieren sich die Schülerinnen und Schüler, indem sie Müll in der Umgebung sammeln. Darüber hinaus wird in der Schule systematisch Müll getrennt, obwohl dies in Brønshøj für die Bewohner nicht verpflichtend ist. Ein weiteres Beispiel ist das Angebot in der Schulkantine, das überwiegend vegetarisch gestaltet ist. Fleischgerichte mit Schweinefleisch sind vollständig verboten, lediglich Fisch und Hähnchen werden angeboten und dies in streng limitierten Mengen, sodass jede Schülerin und jeder Schüler pro Woche maximal 80 Gramm erhält.
Nach der Schule verbringe ich viel Zeit mit meiner Cousine und ihren Freunden. Wir waren zum Beispiel im Kino, sind in der Stadt essen gegangen, haben einen Freizeitpark besucht und sind Schlitten gefahren. Ende November gab es nämlich ein paar Tage Schnee. Der Tivoli, den wir besucht haben, ist der berühmte Freizeitpark in Kopenhagen. Neben coolenFahrgeschäften ist dort die Atmosphäre besonders nett, weil der Park architektonisch so schön angelegt ist. Jeden Donnerstag gehe ich außerdem mit meiner Cousine zum Handballtraining. Die Leute hier sind alle sehr freundlich und offen. Viele kommen auf mich zu und stellen mir neugierige Fragen, wer ich bin und was ich hier mache.
Ich habe euch ein paar Fotos beigefügt.
Ein typisch dänisches Gericht in der Weihnachtszeit ist das Andesteg (Entenbraten). Als Süßspeise lieben alle das Ebelskiver. Beides ist wirklich sehr lecker!
Am 20. Dezember ist meine Zeit hier zu Ende und ich weiß heute schon, dass dieser Aufenthalt hier sehr bereichernd für mich war. Trotz Heimweh und ein paar Schwierigkeiten lohnt sich so ein Austausch sehr. Ich habe unglaublich vieles erlebt und eine Menge an Erfahrungen gesammelt. Durch einen Austausch gewinnt man meiner Meinung nach nicht nur an Selbstständigkeit, sondern auch an persönlicher Reife. Man lernt, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden, fremde Kulturen zu verstehen und sich an ungewohnte Situationen anzupassen. Dabei wird man selbstbewusster, offener für neue Perspektiven und stärker. Solche Erfahrungen fördern nicht nur die sozialen Kompetenzen, sondern tragen auch dazu bei, dass man eigenverantwortlicher wird.
Ein Bericht von Rayan:
Ich bin Rayan (17) und ich mache gerade einen zweimonatigen Auslandsaufenthalt in Dänemark über das Programm Erasmus+.
Bei diesem Austausch muss man sich die Gastfamilie selbst suchen. Da mein Onkel in Dänemark wohnt, habe ich gefragt, ob ich bei ihm wohnen kann. Ich war schon einmal in Dänemark, nämlich vor ungefähr 8 Jahren. Damals ist meine Familie aus Syrien nach Europa geflüchtet und wir hatten Dänemark als Ziel, weil mein Onkel dort wohnte. Da wir aber in Deutschland zum ersten Mal registriert wurden, mussten wir nach Deutschland zurück und uns dort ein Leben aufbauen. In Dänemark haben wir insgesamt 10 Monate gelebt, ich bin damals in den Kindergarten gegangen und habe schöne Erinnerungen an dieses Land, wenngleich ich mich in Deutschland auch sehr wohl fühle.
Als sich dann die Möglichkeit bot, mit Erasmus+ noch einmal für ein paar Monate in meinem früheren Gastland zu wohnen, wusste ich, dass ich diese Chance ergreifen wollte.
Im Vorfeld waren unglaublich viele Papiere auszufüllen, denn sowohl Erasmus+, als auch die Schule in Brake mussten sich absichern, dass es mir in meinem Gastland gut gehen wird.
Am 19. Oktober bin ich dann mit dem Zug nach Kopenhagen gefahren, wo mich meine Familie abgeholt hat. In meiner Gastfamilie ist das Leben ein wenig wie zuhause. Wir sprechen arabisch, aber auch viel dänisch miteinander und mein Onkel kocht meistens syrische Gerichte wie meine Mutter auch. Aber wenn ich bei meinen Cousins eingeladen bin, dann gibt es meistens dänische Gerichte. Ich teile mir das Zimmer mit meiner Cousine (15 Jahre), die fast so alt ist wie ich. Wir wohnen in einem Vorort von Kopenhagen in einer Wohnung. Die Schule ist so nah von der Wohnung entfernt, dass ich zu Fuß dorthin gehen kann.
Ich gehe auf die Tingbjerg Skole in Brønshøj. Brønshøj ist ein Stadtteil von Kopenhagen und ungefähr 4 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Kopenhagen hat circa 700.000 Einwohner und ist eine Seehafenstadt. In Dänemark gibt es Gesamtschulen. Bis zur 9. Klasse heißt die Schule „grundskole“. Die 10. Klasse ist eine freiwillige Klassenstufe. Anschließend (also nach Klasse 9 oder 10) geht man in die Oberstufe, die 2-3 Jahre dauert. Die Oberstufe bietet drei unterschiedliche Wege, die zum Abitur führen: a) „normales“ Gymnasium (studentereksamen (stx)), b) Wirtschaftsgymnasium (merkantil studentereksamen (hhx), c) Technisches Gymnasium (teknisk studentereksamen (htx)). Das stx und das hhx beginnen mit einem 6-monatigen Basisprogramm, das htx mit einem einjährigen. Man kann auch nach zwei Jahren mit dem hf (højereforberedelseseksamen) abgehen und in eine Berufsausbildung einsteigen. Ich glaube, das Schulsystem ist unserem sehr ähnlich.
Neben meiner öffentlichen Schule gibt es in Dänemark aber auch viele Privatschulen.
Die Schülerschaft an der Tingbjerg Skole ist sehr multikulturell. Englisch lernt man von der 1. bis zur 9. Klasse verpflichtend. In den Klassen 6-9 muss man eine weitere Fremdsprache lernen und hat die Wahl zwischen Deutsch oder Französisch. Im Deutschunterricht kann ich meinen Klassenkameraden gut helfen und der Lehrer freut sich über meine Anwesenheit. Ich habe auch ein paar Mal den Unterricht übernommen. Vor ein paar Jahren sprach ich etwas dänisch, aber das ist mit der Zeit verloren gegangen. Nun kommt es langsam zurück und ich habe in dem einen Monat, den ich nun hier bin, schon gute Fortschritte gemacht. Ich muss sagen, dass es viel einfacher ist, eine Sprache zu lernen, wenn man in dem Land ist. Meine Klassenkameraden sind sehr nett zu mir und unterstützen mich. Die Schule beginnt morgens um 8 Uhr und dauert bis 14.30 Uhr. Mittags gibt es eine Mittagspause und wir essen in der Kantine, das Essen ist immer so lecker. Die Lehrer sind sehr freundlich. Der Unterricht und die Fächer sind sehr ähnlich wie in Deutschland. Allerdings gibt es hier viel mehr Gruppenarbeiten und man muss selbstständiger arbeiten. Die Schüler haben hier gerade eine ,,Examensphase“, aber ich schreibe die Prüfungen nicht mit. Jeder Schüler hat seinen eigenen Lehrplan, den er abarbeiten muss. Die Schüler arbeiten hier mit dem Laptop, den sie von der Schule erhalten. Ab der 2. Klasse bekommt jeder Schüler und jede Schülerin einen Laptop, aber darf es erst ab der 7. Klasse mit nach Hause nehmen. Die Handys werden morgens eingesammelt und in eine Kiste gelegt. Die Kiste landet dann in einem Schrank, der verschlossen wird und nur die Lehrer haben dafür einen Schlüssel. Am Ende des Tages werden die Handys dann wieder ausgegeben.
Die Tingbjerg Skole legt einen sehr großen Wert auf Umweltfreundlichkeit. Einmal im Jahr engagieren sich die Schülerinnen und Schüler, indem sie Müll in der Umgebung sammeln. Darüber hinaus wird in der Schule systematisch Müll getrennt, obwohl dies in Brønshøj für die Bewohner nicht verpflichtend ist. Ein weiteres Beispiel ist das Angebot in der Schulkantine, das überwiegend vegetarisch gestaltet ist. Fleischgerichte mit Schweinefleisch sind vollständig verboten, lediglich Fisch und Hähnchen werden angeboten und dies in streng limitierten Mengen, sodass jede Schülerin und jeder Schüler pro Woche maximal 80 Gramm erhält.
Nach der Schule verbringe ich viel Zeit mit meiner Cousine und ihren Freunden. Wir waren zum Beispiel im Kino, sind in der Stadt essen gegangen, haben einen Freizeitpark besucht und sind Schlitten gefahren. Ende November gab es nämlich ein paar Tage Schnee. Der Tivoli, den wir besucht haben, ist der berühmte Freizeitpark in Kopenhagen. Neben coolenFahrgeschäften ist dort die Atmosphäre besonders nett, weil der Park architektonisch so schön angelegt ist. Jeden Donnerstag gehe ich außerdem mit meiner Cousine zum Handballtraining. Die Leute hier sind alle sehr freundlich und offen. Viele kommen auf mich zu und stellen mir neugierige Fragen, wer ich bin und was ich hier mache.
Ich habe euch ein paar Fotos beigefügt.
Ein typisch dänisches Gericht in der Weihnachtszeit ist das Andesteg (Entenbraten). Als Süßspeise lieben alle das Ebelskiver. Beides ist wirklich sehr lecker!
Am 20. Dezember ist meine Zeit hier zu Ende und ich weiß heute schon, dass dieser Aufenthalt hier sehr bereichernd für mich war. Trotz Heimweh und ein paar Schwierigkeiten lohnt sich so ein Austausch sehr. Ich habe unglaublich vieles erlebt und eine Menge an Erfahrungen gesammelt. Durch einen Austausch gewinnt man meiner Meinung nach nicht nur an Selbstständigkeit, sondern auch an persönlicher Reife. Man lernt, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden, fremde Kulturen zu verstehen und sich an ungewohnte Situationen anzupassen. Dabei wird man selbstbewusster, offener für neue Perspektiven und stärker. Solche Erfahrungen fördern nicht nur die sozialen Kompetenzen, sondern tragen auch dazu bei, dass man eigenverantwortlicher wird.